Vorwort
Es war das Jahr 1919 als die Musikgesellschaft „Simplon“ gegründet wurde. Der erste Weltkrieg mit all seinen Schrecken war kaum beendet. Die Menschheit fasste Hoffnung und glaubte, dass nun eine friedliche Zukunft folgen würde, und dass die Menschen alles tun werden, damit sich die unsäglichen Leiden eines Krieges nicht noch einmal wiederholen würden. Dieser Zukunftsglaube hat wohl auch die 22 Jungmänner zur Gründung unserer Musikgesellschaft bewogen. Auch sie glaubten an eine bessere Zukunft in Harmonie und in Frieden. Ein Glaube, eine Hoffnung, die sich leider nicht bewahrheiten sollten. Das 25-jährige Jubiläum der „Simplon“ fiel in die Wirren des 2. Weltkrieges.
Dabei könnten wir von einer Musikgesellschaft lernen, wie eine Gemeinschaft funktionieren sollte. Wohl spielt jeder seine Stimme, seine Melodie, sein Instrument, aber er muss sich einfügen in das Ganze, und nur wenn jeder seinen Teil übernimmt, kommt es zum harmonischen Wohlklang, zu jenem harmonischen Wohlklang, den uns die Musikgesellschaft „Simplon“ in unzähligen Auftritten in frohen und in schweren Stunden vermittelt hat.
Seit der Errichtung der Herz-Jesu-Pfarrei Ried-Brig, am 01. Januar 1901 entwickelte sich auch das dörfliche Vereinsleben am «Brigerbärg». 1904 wurde der «Jünglingsverein», der Vorläufer der späteren «Jungmannschaft» als kirchlicher Standesverein ins Leben gerufen. Der «Jünglingsverein» spielte eine nicht unbedeutende Rolle in der dörflichen Kulturszene.
Der Gesellenverein
1918 – 1922
Eine Schar junger Burschen kam am Heiligabend, im Jahre 1918, im oberen Stock der Wirtschaft «Simplon» zusammen. Aus dem jugendlichen Drang nach Geselligkeit, sind an diesem Heiligen Abend 18 Jünglinge und Gesellen zur Gründung eines Vereins geschritten. Was sie erstrebten, war ein Verein, in dem echte Geselligkeit und Brüderlichkeit herrschten. Mit viel Idealismus und Optimismus ging man an die Arbeit. David Glaisen fasste die Situation später treffend der Worte : „Wir hätten alle grosse Pläne, aber kein Geld.“
Pfarrer Severin Minnig und die «Jünglinge» sahen in den «Gesellen» revolutionäre Störenfriede und eine dem kirchlichen Standesverein feindliche Kraft. Tatsache aber war, dass sich eine nicht unbedeutende Gruppe, zum Teil sicherlich aus familienpolitischen Gründen, im „Jünglingsverein“ zurückgesetzt fühlte. Und so entstand dann eben unter der Initiative von Joseph und Leopold Schmidhalter der Wille, einen eigenen Verein zu gründen, dem man statutarisch den Namen „Gesellen- und Männerverein“ ( kurz Gesellenverein ) gab. In einem einstimmigen Echo schallte es : „Wir wollen im Sinne des Vereins Zusammenhalten, Haushalten und Aushalten.“
In geheimer Wahl wurde der erste Vorstand bestellt. Rothen Joseph ( Präsident ), Schmidhalter Leopold ( Vizepräsident ), Borter Joseph ( Kassier ), Schmidhalter Joseph ( Aktuar ) und Arnold Hermann ( Beisitzer ).
Bezeichnend für die Spannung zwischen „Jünglings- und Gesellenverein“ ist denn auch der Name, den die Gegenpartei dem „Gesellenverein“ gab. Man nannte ihn «die schwarze Hand» in Erinnerung an jenen serbischen Geheimbund, der für den Mord am österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Gemahlin in Sarajewo im Sommer 1914 die Verantwortung trug und damit den unmittelbaren Anlass zum Ausbruch des 1. Weltkrieges schuf.
Die Rivalität zwischen den beiden Vereinen führte zu «unschönen» Auseinandersetzungen, in denen die «Gesellen» das Motto vom Zusammenhalten und Aushalten unter Beweis stellen konnten.
Die erste Vereinsversammlung ( 18 Mitglieder ) fand bereits am 05. Januar 1919, nach dem Hochamt, im kleinen «Läxihüüs» in der «Gassa» statt. In dieser Versammlung wurden die Vereinsstatuten durchberaten und gutgeheissen. Darin wurde der Zweck des Vereines in folgender weise umschrieben : „Der Verein hat den Zweck, durch Pflege eines tatkräftigen, religiösen und bürgerlichen Geistes und Lebens, die Mitglieder zu braven katholischen Männern heranzubilden, für ihre allgemeine und fachliche Fortbildung zu sorgen sowie ihnen eine dem Gemüt veredelnde Unterhaltung zu bieten“.
Der «Gesellenverein» empfand es auch als notwendig, ihre Existenzberechtigung gegenüber der Konkurrenz im «Jünglingsverein» unter Beweis zu stellen und ihrem Programm die religiöse, politische und bildungspolitische Ausrichtung zu betonen. Auf der zweiten Versammlung vom 12. Januar 1919 wurde beschlossen, zur Fasnachtszeit ein Theaterstück, ein Lustspiel oder einen Schwank aufzuführen. Auf den 02. Februar 1919 ( Lichtmesse ) wurde eine Generalkommunion festgesetzt, wobei sich sämtliche Mitglieder einfanden. Wohl um nicht mit der «Konkurrenz» gehen zu müssen, fand die Generalkommunion der «Gesellen» jedoch nicht beim Hochamt, sondern in der Frühmesse statt.
In der Versammlung vom 18. Mai 1919 beschloss der Verein einstimmig den Anschluss an die katholische – konservative Volkspartei des Oberwallis.
Am 11. November 1919 hielten die Gesellen ihre erste Herbstversammlung ab. Man beschloss am 24. Dezember abends die Schlussversammlung des 1. Vereinsjahres abzuhalten. Im Weiteren wurde beschlossen, am Silvesterabend eine Christbaumfeier abzuhalten mit Losversteigerung. Die Feier fand in der Wirtschaft des Gemeindepräsidenten statt, wobei die Musik auch einige schöne Klängen zum Besten gab. Trotz Freikegeln, Waldfesten, Silvesterfeiern, Theateraufführungen und Konzerten stand es mit den Finanzen alles andere als gut. Die erste Begeisterung scheint mit der Zeit abhanden gekommen zu sein. Man sah die Existenzberechtigung eines eigenen Vereins anscheinend nicht mehr ein. Beim „Bildungsprogramm“ hatte man doch wohl zu hoch gegriffen. Für Vorträge, Sprachwissenschaft, Landwirtschaft, Buchhaltung und ähnliches war das Interesse nicht überwältigend. Austritte von Mitgliedern der ersten Stunde belegen es. Auch der Besuch der Vereinsversammlungen liess nach. Zudem scheinen sich „Gesellen“ und „Jünglinge“ allmählich versöhnt zu haben.
Am 25. Mai 1922 wurde der Gesellenverein aufgelöst. Mit Zustimmung des Gemeinderates wurde beschlossen, die „Kassa“ des Gesellenvereins der Musikkasse einzuverleiben.
Die Mitglieder des Gesellenvereins im Jahre 1919:
Joseph Roten, Joseph Schmidhalter, Leopold Schmidhalter, Oskar Heinzen, Eduard Roten, Adolf Lauwiner, Alfred Zurwerra d. Johann, Dominik Eyer, Hermann Arnold, Ernst Walker, Emil Borter, Alfred Zurwerra d.Peter, Oswald Michlig, Joseph Burgener, Adolf Schmidhalter, Alfons Kämpfen, Alois Schmidt, Alfred Blatter, Eduard Kluser, Leo Heinzen, Albin Arnold, David Glaisen, Theodul Glaisen, Felix Glaisen, Joseph Borter, Jospeh Oberhauser, Eduard Heinzen, Anton Luggen, Alfred Eyer, Anton Arnold, Benjamin Glaisen, Heinrich Schmidhalter, Leopold Zurwerra , Ernst Borter
Die «Simplon» als Sektion des Gesellenvereins
1919 – 1922
Inzwischen hatte sich der «Gesellenverein» nämlich in anderer Weise als Kulturträger profilieren können. Der 25. Mai 1919 war zu einem Schicksalstag für den „Brigerbärg“ geworden. Am Morgen waren die «Gesellen» gemeinsam zur Kommunion gegangen.
Am Nachmittag fanden sie sich auf der «Blattfluh» zusammen und tranken gemütlich Bier, wie schon früher dann und wann. Hier, angeregt von den alkoholischen Geistern, sprang der zündende Funke. Man beschloss eine Musik zu gründen.
Sofort wurde eine Kommission bestimmt, die den Auftrag erhielt, sich mit der Gründung der Musik zu befassen. Ende Oktober 1919 waren schon 9 Musikinstrumente von der ehemaligen Musikgesellschaft Ried-Mörel angekauft und 11 Instrumente von der Firma Hirsbrunner in Sumiswald gemietet worden. Unter der Leitung von August Zahner aus Brig wurde wacker, im Probelokal in der «Gassa», geübt.
Am 11. November 1919 versammelten sich die Mitglieder des Gesellenvereines, um die Musikstatuten auszuarbeiten und gutzuheissen. Laut Statuten musste jeder aktive Musikant Mitglied des Gesellenvereins sein. Die Musik bildete somit eine Sektion innerhalb des Gesellenvereins. Jedes Aktivmitglied hatte monatlich zwei Franken Miete für das Instrument zu bezahlen. Dieser Betrag wurde bis zur völligen Abbezahlung der Instrumente geleistet.
Bei Austritt oder Tode blieb das Instrument jedoch Eigentum des Vereines. Wer ohne wichtigen Grund austrat, musste zwanzig Franken bezahlen. Fernbleiben von einer Probe wurde mit einem Franken gebüsst. Mitglieder, die bei «grösseren Produktionen» und bei Beerdigungen ohne wichtigen Grund fern blieben, sollten einer Busse von fünf Franken bezahlen. Um Ehrenmitglied zu werden, war eine «Schenkung» erforderlich, die den Betrag von fünfzig Franken erreichte. Der jährliche Beitrag der Ehrenmitglieder betrug fünf Franken. Bei einem Todesfall sollten Ehren- und Aktivmitglieder „mit Musik ordnungsgemäss“ beerdigt werden.
Am Silvesterabend 1919 führte der Verein in der Wirtschaft von Gemeindepräsident Joseph Steiner eine «Christbaumfeier» mit Losversteigerung durch, wobei die Musik auch einige schöne Klänge zum Besten gab. Ob die Klänge in Wirklichkeit so schön waren, wie der Vereinschronist ( Dr. Borter Leopold ) meinte, bleibe dahingestellt. Jedenfalls fehlte nach dem Urteil anderer Mitglieder jede Notenkenntnis.
Bei auswärtigen Auftritten, um des Gesamtklanges willen, wurden Papierzäpfchen in die Instrumente gesteckt. Ähnliches soll übrigens auch in anderen Musikgesellschaften praktiziert worden sein. Vorderhand galt es eben noch viel zu üben und zu lernen. Dabei mag es im Vereinslokal in der „Gassa“ recht disharmonisch, heute würde man sagen „modern“ getönt haben.
Mit Beginn des Jahres 1920 fand Direktor August Zahner einen Nachfolger in der Person von Joseph-Marie Imhof. Auf seine Anregung hin, beschloss man am Ostermontag ein kleines Konzert vor der Bevölkerung zu geben. Als Unikum darf dabei vermerkt werden, dass das «Trio» in den ersten Jahren jeweils gejodelt wurde, da es zum Blasen anscheinend noch zu hohe Anforderungen stellte und den «Brigerbärgern» das jodeln im Blut lag.
Die Anschaffung und Miete der Instrumente sowie das Notenmaterial kostete viel Geld. Der Gesellenverein und die einzelnen Mitglieder leisteten regelmässig, zu Gunsten der Musik, Beiträge in die Musikkasse. Gönner und Ehrenmitglieder taten das Ihre zur Sanierung der Kassa. Doch genügte das alles nicht, um das immer gähnende Tief der Kassa aufzufüllen. Daher sah man sich gezwungen, nach immer neuen Einnahmequellen zu suchen.
Die «Freikegeln» und die verschiedenen «Waldfeste» auf dem Burgspitz sowie «Feldtänze» beim «Wachthaus» und auf dem «Sander» dienten diesem Zweck. Dabei zeigte das «Waldfest» mit Feldtanz auf dem Burgspitz ( 1920 ), obwohl in den Lokalzeitungen angekündigt, nicht den erwünschten Erfolg. Bei 1’248.50 Franken Einnahmen beliefen sich die Ausgaben auf 1’247.– Franken. Auf die Frage, weshalb bei diesem Fest finanziell so wenig herausgeschaut habe, gab einer der ehemaligen Gesellen die lakonische Antwort : «Wenn der Wirt selbst den Gast spielt, kann das Geschäft nicht rentieren.»
Am Fronleichnamsfest 1920 blies die «Simplon» erstmals die Tagwache und trug bei der Prozession zur Verschönerung der Feier und zur Erbauung des Volkes ihr möglichstes bei. Seither ist die Musik an der Prozession von Fronleichnam kaum mehr wegzudenken.
Am 11. Juli 1920 machte die Musikgesellschaft, mit einigen Mitgliedern des Gesellenvereins, ihren ersten Ausflug und zwar nach den Hochalpen «Stafel» und «Rosswald». Auf beiden «Alpen» spielten die Musikanten einige Stücke und Tänze. Der Ausflug muss jedenfalls Anklang gefunden haben, sonst hätten die Musenfreunde nicht gleich am folgenden Sonntag einen zweiten, ähnlichen Ausflug nach der «Wasenalpe» unternommen.
Es scheint, dass sich die Musikgesellschaft im Jahre 1920 nach innen und aussen zu festigen vermochte. Besonders erfreulich war, dass sich die beiden rivalisierenden Vereine allmählich zur Zusammenarbeit im Dienste der Dorfgemeinschaft zusammenfanden. Im Mai 1920 spielte der «Jünglingsverein» Theater, wobei die «junge» Musikgesellschaft in den Zwischenpausen aufspielte und sogar auf eine eigene Veranstaltung auf dem Burgspitz vorderhand verzichtete.
Der Gesellenverein scheint nun «salonfähig» geworden zu sein. Konnte er doch im April 1920 seine Versammlungen vom kleinen «Läxihüüs» ins Gemeindehaus verlegen. Dafür spricht auch der Beschluss vom Herbst 1920, dass sich der Verein bei den Gemeinderatswahlen «ganz neutral» verhalten wolle. Auch der Pfarrer und die Gemeindebehörden wandten dem Verein und insbesondere der «jungen» Musikgesellschaft ihre Sympathie zu. Einzelne Musikanten aus dem «anderen Lager», die bisher aus politischen Gründen in der Briger Musikgesellschaft «Saltina» gespielt hatten, gesellten sich bald einmal der «Simplon» bei.
Im Herbst 1920 tauchte auch schon der Plan zur Anschaffung einer Vereins- und Musikfahne auf. An der Jahresrechnung vom 26. Dezember 1920 wurde beschlossen, die Vereins- und Musikfahne auf das Jahr 1923 zu bestellen.
Die Tradition, am Neujahrstag dem Pfarrer- und den Gemeindebehörden aufzuspielen, geht auf das Jahr 1921 zurück. Auch wird den Vereinsmitgliedern zur Vermählung ein Ständchen dargebracht, wofür sich die Hochzeitsleute mit einer Geldspende oder mit einem edlen Rebsaft erkenntlich zeigen. Lottos, Preiskegeln und «Flobertschiessen» sowie Konzerte mit anschliessendem Tanz sollten der stets schwindsüchtigen Kassa, Hilfe und Genesung bringen.
Ebenfalls wurde seit den ersten Jahren der «Simplon» diverse kirchliche und weltliche Anlässe am Brigerbärg musikalisch umrahmt. Wie zum Beispiel die Firmung, die 1. Kommunion ( Weisser Sonntag ) sowie der Ganter- und Grundertrüch.
Am «Weissen Sonntag» hielt die «Simplon» nach dem Festgottesdienst ein kleines Frühlingskonzert ab. Die «Simplon» führte seit der Gründung 1919 jährlich eine Abendunterhaltung durch. Der 1. Teil bestand aus einem Konzert und im 2.Teil wurde ein Theater ( Lustspiel ) aufgeführt oder ein Lichtbildervortrag abgehalten. Die «Simplon» umrahmte in den ersten Jahren auch jährlich die Theateraufführungen in Naters. Auch in Brig und Visp war die «Simplon», während den Theaterpausen, einige Male mit dabei.
Im Januar 1922 verabschiedete die Musikgesellschaft ihren bisherigen Dirigenten Jospeh Marie-Imhof, der nach Frankreich zu verreisen gedachte. Damit ging die erste Etappe der «Simplon» zu Ende, denn unter neuer Stabführung sollte sehr bald die Verselbständigung der Musikgesellschaft erfolgen.
Die selbständige Musikgesellschaft «Simplon»
seit 1922
Nach der Verabschiedung von Direktor Imhof gelang es der «Simplon» den jungen, dynamischen Musikdirektor Alois Gertschen zu gewinnen, unter dessen tüchtiger Führung und Leitung die Musikgesellschaft einen grossen Fortschritt machte. In einer bedeutsamen Aussprache mit Pfarrer Minnig konnten die letzten Bedenken gegen die Musikgesellschaft ausgeräumt werden. Es gelang Herrn Gertschen, den Pfarrer für die «Simplon» und ihre Aufgaben im Dorfe zu begeistern.
Nicht so glücklich war der Gesellenverein in seinen übrigen Unternehmungen. Im Mai 1922 kam man schliesslich zur Überzeugung, dass eine Selbstauflösung des Gesellenvereins das Beste sei. Durch diesen Beschluss wurde die «Simplon» an jenem 25. Mai 1922 von einer Sektion des Gesellenvereins zur selbständigen Musikgesellschaft umgebildet.
Bereits 3 Tage nach ihrer Verselbständigung, am 28. Mai 1922, beteiligte sich die «Simplon» am Oberwalliser Musikfest in Leukerbad. Das Protokoll hält fest, dass die «Simplon» mit Beihilfe einiger Musikanten von Naters sehr gut abgeschlossen haben. Anlässlich des Musikfestes wurde die «Brigerbärger-Müsig» in Leukerbad auch in den Oberwalliser Musikverband aufgenommen.
Die Statuten traten am 05. Januar 1923 in Kraft. Zweck der Gesellschaft sollte danach die Pflege und Heranbildung der musikalischen Veranlagung und die Hebung der gemütlichen Unterhaltung sein. 1982 wurde eine 1. Statutenrevision vorgenommen.
Im Jahre 2001 wurden die Statuten der «Simplon» in einer 2. Revision denn heutigen Bedürfnissen und Handhabungen, durch die Mitgliederversammlung, angepasst.
Die Generalversammlung wird Ende November, seit 2001 Ende Oktober abgehalten. Bis im Jahre 1965 fand die Generalversammlung an einem Sonntag statt. Ab diesem Datum wurde die Generalversammlung mit Nachtessen an einem Samstag durchgeführt. Ab dem Jahre 1958 wurden die Wahlen vorgängig, am Anschluss an eine Probe abgehalten, wo nur die Aktivmitglieder anwesend sind. Seit 1970 wird die Generalversammlung in 2 Teilen abgehalten. Die geschäftliche GV wird in der Regel 14 Tage vor der ordentlichen GV, am Anschluss an eine Musikprobe, im Probelokal abgehalten. Die ordentliche GV wird turnusgemäss an einem Samstag in den «Rieder-Wirtschaften» abgehalten.
Zur Aufnahme als Aktivmitglied war ein vor dem Dirigenten abgelegtes Examen notwendig. Passivmitglieder hatten einen jährlichen Betrag von drei Franken zu leisten. Ehrenmitglieder konnten Personen werden, welche sich in hervorragender Weise um die Gesellschaft verdient gemacht hatten. Die Musikgesellschaft sollte bestehen bleiben, solange 7 Mitglieder «treugeblieben» sind.
Leuchtendes Beispiel hingebender Treue war Direktor Alois Gertschen, der die «Riedermusik» während 52 Jahren ( 1922 – 1974 ) führte. Alois Gertschen verstand es, die «Simplon» zu seiner Musik zu machen. Mit jugendlichem Schwung und viel diplomatischem Geschick wusste er alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, als es darum ging, aus der musizierenden Sektion des «Gesellenvereins» innert kürzester Frist eine unabhängige Musikgesellschaft zu schaffen. Ihm ist es vor allem zu verdanken, wenn die «junge» Musikgesellschaft sehr bald die ungeteilte Sympathie der geistlichen und weltlichen Behörden und der gesamten Bevölkerung von Ried-Brig geniessen durfte. In geduldiger Kleinarbeit unzähliger Proben, formte Direktor Gertschen die «Rieder Müsig» zu einem geschlossenen Klangkörper. Direktor Gertschen besass die seltene Gabe, Autorität und Freundschaft zu paaren. Die einzelnen Juryberichte der vergangenen Musikfeste sind Zeugnisse für die stete Qualitätssteigerung, welche die «Simplon», in den 52 Jahren unter Alois Gertschen, zu verwirklichen vermochte. Am 17. August 1984 wurde der «Ehrendirigent» der «Simplon» in Naters zu Grabe getragen. Er war steht’s der ruhende Pol in allen stürmischen und kriselnden Zeiten.
Im Jahre 1965 wurde der Vorstand von 3 auf 5 Mitglieder erhöht.
Seit 1970 werden auch regelmässig Registerproben durchgeführt. Die «Simplon» trifft sich immer am Montag und am Donnerstag im Probelokal zum gemeinsamen musizieren. Seit 1991 wurde die Probe vom Donnerstag auf den Freitag verschoben, da sich viele Mitglieder während der Woche in der «üsser Schwiiz» befinden.
Die Einführung einer Musikkommission geht auf das Jahr 1975 zurück.
Getreu dem Wahlspruch auf der ersten Fahne war die «Simplon» in den vergangenen Jahren «In Freud und Leid zum Spiel bereit». Seit Jahr und Tag brachte die «Simplon» den geistlichen und weltlichen Behörden und den Fennern den klingenden Neujahrsgruss. Am Anschluss lud die Gemeindebehörde zum «z’Zabu» in einer «Rieder-Wirtschaft» ein. Seit 1986 wird der Neujahrsempfang für die gesamte Bevölkerung in der Turnhalle abgehalten.
Die «Simplon» spielt an Fronleichnam den Herrgottstag ein mit einem Morgengruss für den Pfarrer, die weltlichen Würdenträger sowie für den Gemeinde-, Burger- und Ganterfenner. In den Anfängen wurde beim «Tagwach blasen», Schnaps und Biskuits offeriert und zum Abschluss wurde die «Simplon» von den Gemeindebehörden zum Frühstück, in einer «Rieder- Wirtschaft», eingeladen. In der «neueren» Zeit werden die Musikanten/innen von den jeweiligen Gastgebern fürstlich bewirtet. Bis ins Jahr 1990 wurde am Nachmittag der „Gemeindetrüch“ abgehalten. Ab 1991 offeriert die Gemeinde, am Anschluss an die Prozession, in der Turnhalle ein Apéro für die gesamte Bevölkerung.
Alljährlich geleitet die «Simplon» am «Weissen Sonntag» die Erstkommunionkinder auf ihrem feierlichen Gang zum eucharistischen Mahl. Sie begleitet den Bischof und die Firmlinge zur Kirche, führt die glücklichen Primizianten an ihrem Ehrentag mit feierlich-beschwingten Weisen zum Altar und umrahmt auch die äussere Feier der Primizen musikalisch.
Mit musikalischem Schwung führt die «Simplon» auch die Ganter- und Grunderburger zu ihrem Zweijahresrhythmus abgehaltenen «Burgertrunk», umrahmt diese sowie die Gemeinde- und Burgertrünke der Rieder mit ihren Klängen.
In den Anfängen überbrachte die «Simplon» im Dezember den neu gewählten Gemeindebehörden einen musikalischen Blumenstrauss. Die Tradition wurde bis in die frühen 60er-Jahre aufrechterhalten.
Aber auch zur Gratulation an neuvermählten Vereinsmitgliedern ist die «Brigerbärger Dorfmüsig» stets dabei mit klingendem Spiel, guter Laune und einem «herrlichen» Durst. Dieser Brauch wird heute noch gepflegt.
Und wenn es gilt, einem Ehren- oder Aktivmitglied das letzte Geleit zu geben, senkt sich die Fahne der «Simplon» „schwarzumflort“ über das Grab auf dem Dorffriedhof und die Musik spielt ein letztes, kameradschaftliches Lebwohl. Die Tradition die Ehrenmitglieder ( Wohnsitz in Ried-Brig ) auf ihrem letzten Gang zu begeleiten, geht auf das Jahr 1957 zurück. Seit dem Jahre 1980 wird zum Abschluss der Beerdigung, «Ich hat› einen Kameraden» gespielt.
Zur Erstaugustfeier und zum Totengedenken an Allerheiligen spielte die Musik zur Ehre des obersten Eidgenossen und zum ehrenden Gedenken an die heimgegangenen Mitbürger und Mitbürgerinnen. Die Tradition, die 1. Augustfeier musikalisch zu umrahmen geht auf das Jahr 1962 zurück. Seit dem 1. August 2000 nimmt die «Simplon» an der 1. Augustfeier nicht mehr teil.
In den 70er Jahren wurden regelmässig Platzkonzerte in den verschiedenen Dorf-Quartieren von Ried-Brig durchgeführt.
Die «Simplon» nahm zwischen 1939 und 1979 auch an zahlreichen Oberwalliser Fasnachtsumzügen ( Brig / Glis / Naters) teil.
Das Jahreskonzert respektive Muttertagskonzert im ersten Samstag im Mai gehören seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Jahresprogrammes, ebenso die musikalische Gestaltung des «Jahrzeits» ( seit 1981 ) der Musikgesellschaft in der Kirche. Die «Simplon» umrahmt die Vorabendmesse mit ihren Klängen zum Gedenken an die verstorbenen Aktiv- und Ehrenmitglieder.
In den Anfängen wurde jährlich ein Konzert mit Theater ( Abendunterhaltung ),
in der Regel, immer in der Osterzeit durchgeführt. Die letzte Abendunterhaltung wurde 1971 abgehalten. Im Jahr 1970 führte die «Simplon» am Muttertag ein Frühlingskonzert durch.
Anschliessend wurde ein Apéro offeriert und jede Frau erhielt eine rote Rose. Der Grundstein für eine neue Tradition war gelegt. Es wurde anschliessend, jährlich ein Frühlingskonzert im Freien durchgeführt und im Jahre 1976 konzertierte die «Simplon» sogar in der Pfarrkirche.
Seit 1978, erstes Konzert in der Turnhalle, ist es Tradition das Jahreskonzert immer am Vorabend vom Muttertag abzuhalten. Nach dem Konzert wird jeder Frau eine rote Rose überreicht. Die Ehrungen werden ab jetzt auch anlässlich vom Jahreskonzert vorgenommen.
Das erste Lotto wurde im Jahre 1928 durchgeführt. Das Lotto wurde in den Anfängen im Mai durchgeführt und ab dem Jahre 1957 wurde das Lotto im Dezember abgehalten.
Im Jahre 1980 wurde das 1. Musiklotto in der Turnhalle durchgeführt. Vorher wurde das Lotto in den Restaurants Simplon, Brigerbärg und Chavez abgehalten.
1994 wurde ein 1. Weihnachtskonzert in der Turnhalle vorgetragen.
Seit 1997 konzertiert die «Simplon» regelmässig zur Adventszeit in der Pfarrkirche um die Bevölkerung von Ried-Brig auf die bevorstehende Weihnachtszeit mit besinnlicher Musik einzustimmen.
Die «Simplon» hat in den vergangenen Jahren zusätzlich viele kirchliche und weltliche Anlässe musikalisch umrahmt und mitgestalten. Die «Simplon» ist sicher bei kaum einem grösseren Anlass, in den „Gemarkungen“ des Brigerberges, wegzudenken. Die Musikgesellschaft nimmt bis auf den heutigen Tag eine gewichtige Aufgabe in der dörflichen Kultur wahr.
Seit 1922 ging kein Bezirks- oder Oberwalliser Musikfest ohne die Beteiligung der «Rieder- Müsig» vorüber. Auch die kantonalen Feste besuchte die «Simplon» mit Ausnahme desjenigen von Ardon und Saviées alle. Immer wieder holte sich die «Simplon» dabei Lorbeeren und zum Teil sogar schmeichelhafte Auszeichnungen und Urteile durch die Jury. Am kantonalen Musikfest 1924 in Visp unterzog sich die «Simplon» erstmals einer Jury. Dabei erreichte sie in der 3. Kategorie mit 84 Punkten ( max. 100 Punkte ) den Rang mit Lorbeerkranz. Seit dem Jahre 1925 besteht die Tradition, vor einem Musikfest einen Ausmarsch durch das Dorf abzuhalten.
Die Einführung der Auszeichnung für «fleissigen Probebesuch» geht auf das Jahr 1935 zurück. Seit 1964 erhält jeder Musikant der weniger als 4 Proben und Auftritte gefehlt hat eine Auszeichnung. Der «fleissige» Musikant beginnt mit 6 Zinnbecher, dann «erprobt» er sich zum Zinnteller und anschliessend zur Zinnkanne und zum Schluss erhält er die wohlverdiente Wappenscheibe. Ab 1976 wurde eingeführt, wer mehr als 90 % der Proben und Auftritte anwesend ist, erhält eine Auszeichnung.
Am 07. Dezember 1989, am Tag der Einweihung des Anbaues vom neuen Schulhaus, konnte die «Simplon» das neue Probe- und Vereinslokal in den neuen Räumlichkeiten des Schulhauses beziehen. Das «alte» Probelokal im Gemeindesaal des Burgerhauses, neben der Kirche hatte nun, nach 69 Jahren, als Musiklokal ausgedient. Das Probelokal musste vor der Probe immer «geheizt» werden. Es wurde sogar ein «Heizer» bestimmt, welcher diese Aufgabe gewissenhaft erfüllen musste. Am 02. März 1991, anlässlich der «internen» Einweihung des Probelokals, hielt die «Simplon» im Probelokal eine Spaghettata ab, die vom Aktivmitglied Zurwerra René und dem damaligen Dirigenten Schmid Josef zubereitet wurde.
Um die musikalische Jahresarbeit zu optimieren und die vereinsinterne Geselligkeit zu pflegen, wurde vom 14. bis 16. Februar 1986 ein 1. Musiklager, im Hospiz auf dem Simplonpass, durchgeführt. Den gleichen Zielen dienten die Probewochenenden auf Rosswald ( 1990 und 1993) und der Probetage in Ried-Brig ( 1994 ). Seit 1994 wird jährlich, abwechselnd, ein Probetag in Ried-Brig respektive ein Probewochenende auf dem Rosswald durchgeführt. Seit 2007 wird der Probetag jährlich in Ried-Brig abgehalten.
Von jedem Anlass darf gelten, was das Protokoll vom Jahre 1993 festhält : «Alles in Allem, musikalisch wie kameradschaftlich ein flotter Erfolg.»
Besonders schöne Erinnerungen knüpfen sich, für jedes Musikantenherz an die zahlreichen Ausflüge und Spatziergänge im In- und Ausland. Auch die Feste auf der «Blattfluh» und auf dem «Burgspitz», die aus der Gründerzeit während Jahren übernommen worden waren, die Theateraufführungen und Konzerte im Gemeindesaal und in neuster Zeit im Schulzentrum in der Schlucht, die Flobertschiessen und Freikegeln helfen nicht nur der Kassa, sondern schufen auch frohe Gemütlichkeit und echten Kameradengeist.
Die seit den Anfängen durchgeführten «Raclette- und Spiessbratenausflüge» sind seither zu einer festen Tradition geworden, die sich grosser Beliebtheit erfreuen, weil zu diesen Anlässen auch die Familienangehörigen eingeladen werden. In neuerer Zeit wurden diese Ausflüge zu Familienzusammenkünften «Hinter der Burg», auf der «Scheeni», auf dem Simplonpass, auf dem Rosswald und seit dem Jahre 2000 regelmässig beim Carnozett der A9 im «Hasel».
1957 offerierte Dirigent Gertschen Alois anlässlich einer Probe «warmer Wein» und «Stäcklini» als Dank, dass die Mitglieder im vergangenen Jahr fleissig an den Proben und Auftritten mitgemacht haben. Ab diesem Datum wurde der «warme Wein» zur Tradition. Zuerst in den Restaurants von Ried-Brig anschliessend im Vorraum vom Probelokal im Schulhaus. Ab und zu wurde der «warme Wein» auch mit einem Kegelplausch im Restaurant «Simplon» verbunden.
Ab und zu wurde nach der Probe, zur Pflege der Kameradschaft ein «Jassmatsch» im Rest. Simplon abgehalten. Am 08. März 2008 wurde erstmals ein Plauschskirennen im Rothwald durchgeführt, was bei den zahlreich erschienenen Aktivmitglieder einen grossen Anklang gefunden hatte.
Im Herbst 1996 wurde die Jugendmusikschule Ried-Brig gegründet. Die Jungbläser der «Simplon» werden in Theorie, Einzelunterricht und Gruppenspiel unterrichtet. Nach 3 Jahren Ausbildung legen die Jungmusikanten ein «Examen» vor der Musikkommission ab, bevor sie in das Probejahr eintreten. Im Sommer 2006 wurde die Jugendmusikschule Ried-Brig in die Jugendmusikschule Brigerbärg ( Trägerschaft MG „Simplon“ und MG „Saflisch“ Termen ) umgewandelt. Ab dem 21. August 2006 wurden die Jungmusikanten/innen von Ried-Brig und Termen zusammen ausgebildet. Als JMS-Leiter wurde Borter Christian eingesetzt. Die Jungmusikanten/innen werden neben dem Einzelunterricht in Theorie und im Gruppenspiel unterrichtet. Im Sommer 2009 tritt die MG „Saflisch“ auf eigenen Wunsch aus der JMS Brigerbärg. Die „Simplon“ führt die Jugendmusikschule ab diesem Datum eigenständig weiter.
Um das Vereinsjahr optimal zu organisieren und zu koordinieren wurde im Jahr 2000 durch den damaligen Präsidenten Borter Christian eine Fit-Sitzung ins Leben gerufen, die bis heute jährlich durchgeführt wird. An diesem Tag wird durch den Vorstand und die Musikkommission, das Musikrepertoir bestimmt und das Vereinsjahr vorbereitet.